© 2019 by Vincent Mosch
Diese Bilderreihe ist von der Zusammenarbeit mit Michael Ruetz geprägt. Über Jahre kenne ich sein Timescape-Projekt, habe daran mitgearbeitet - und etliche Bilder daraus für Ausstellungen aufbereitet und geprintet. In den Reihen von „Timescape“ geht es um Zeit – dabei sind Aufnahmepunkt und Bildausschnitt immer identisch.
Wie das häufig vorkommt, wenn man etwas stark schematisiert angeht, bei seinem Tun einem kategorischen Raster folgt, treten insgesamt die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten deutlicher hervor. Obwohl die Parallele zu Timescape 817 "Eye on Infinity" offensichtlich ist, würde ich sagen, es geht hier nicht um Zeit. Mich interessieren eher Gestaltungsprinzipien.
Als ich die Serie begonnen habe, habe ich die Bilder zunächst so aufgenommen, dass jedes Bild der Reihe von leicht verändertem Standpunkt und mit variierter Blickrichtung aufgenommen wurde. Denn hat man einmal das Bild starr definiert - immer derselbe Punkt, immer derselbe Blickwinkel – dann passen die Elemente rasch nicht mehr so gut ins Gefüge wie beim ersten Bild. Licht und Farben, vor allem die stets wechselnden Himmel erfordern eine eigene Gewichtung.
Manche Ansichten leben von der Höhe des Himmels, andere von dem wunderbar wogenden Korn. Aus den Variationen entwickelte sich dann aber mit der Zeit ein Schema, das eine klassische Gliederung verfolgt.
Dieses scheint mir jetzt stark genug zu sein, die Verluste an Spielraum (meistens) aufzuwiegen und darüber hinaus einen Gewinn an Ruhe zu erzielen. Leider ist der aufgehende Vollmond nicht im Bild, und der so seltene Regenbogen ziemlich am Rand. Es gibt meistens eine weitere Gelegenheit!
Gegenüber dem flexiblen Umgang, der sich die besonders duftende Blume auf dem Felde sucht und ihr die gewünschte Aufmerksamkeit verleiht, ist das Schema auch inhaltliche Aussage. In der schlichten Gliederung von Himmel und Erde zeigt sich etwas vom Charakter des Landes Brandenburg, dessen Weite immer auch karge Leere hat. Das Wäldchen, das die Trennung von oben und unten unterbricht, hat für mein Empfinden nicht nur strukturierende Eigenschaft, es erzeugt auch eine Verfremdung. Die gewaltige Fläche unter einem bewegten Himmel bekommt auf diese Weise etwas, was sie nur vielleicht und auch ist: Ein Park. Es ist ein sehr gewollter Acker – mit einem geheimnisvoll fernen Hain, der schön und symmetrisch die Parklandschaft macht.
Nicht zuletzt gibt der stets identische Bildausschnitt der Serie einen starken Zusammenhang. Das macht die Metamorphose so offenkundig, dass man nicht erst überlegen muss, sondern dem vergleichenden Blick wird der Weg geebnet. Und dem vergleichenden Hirn ebenso: Die Serie entspricht der Erwartung, dass alles "ganz genau stimmt".
© 2019 by Vincent Mosch